Solow: „Das ist schon eine besondere Geschichte“
Erstellt von compoundbow83 am 10.06.2025 16:57:17 Uhr | Kategorie Adler Mannheim
Mit Zach Solow haben die Adler einen jungen, vielseitig einsetzbaren Stürmer verpflichtet. Im Interview spricht der gebürtige US-Amerikaner unter anderem über seine Wechselgründe, den bisherigen Karriereverlauf und seine Rolle im Team.
Zach, wie verlief dein bisheriger Sommer und wo bist du gerade?
Ich bin aktuell in Milwaukee, Wisconsin – der Heimat meiner Frau. Hier trainiere ich im Sommer und leite Hockeycamps. Das mache ich seit sieben Jahren, anfangs in anderen Camps, mittlerweile organisiere ich mein eigenes Camp. Es ist etwas, das ich mir auch nach meiner aktiven Karriere gut vorstellen kann. Es macht mir großen Spaß, mein Wissen weiterzugeben und die Entwicklung der Jugendlichen mitzuerleben.
Wie kamst du zum Eishockey und welchen Anteil hat dein Cousin?
Ich habe mit drei Jahren begonnen – und das durch eine lustige Geschichte: Meine Eltern haben meine drei älteren Geschwister und mich mit zwei Jahren mit ins Stadion genommen, um der Hitze Floridas zu entkommen. Dort haben wir auf dem Eis Fangen gespielt. Mein zwei Jahre älterer Cousin und ich wurden dann als „Zwillinge“ angemeldet, weil man eigentlich erst mit vier Jahren spielen durfte. So standen wir beide früh auf dem Eis.
Mannheim ist deine erste Station in Europa. Wie fühlt sich der Schritt an?
Sehr aufregend! Die Videos, Bilder und Fanunterstützung beeindrucken mich. Viele Spieler berichten von der elektrisierenden Atmosphäre in Mannheim. Als jemand, der von der Energie der Fans lebt, freue ich mich sehr darauf. Die Stimmung in Europa ist einfach eine andere als in Nordamerika.
Was weißt du über die Adler und das deutsche Eishockey?
Ich weiß, dass hier jedes Spiel mit großer Leidenschaft geführt wird. Ich habe bereits mit einigen Adler-Spielern zusammengespielt: Mit Lukas Kälble in Florida, wo wir den Kelly Cup gewonnen haben, mit Nick Mattinen bei den Marlies und mit Justin Schütz im Entwicklungscamp der Florida Panthers. Als ich dann gesehen habe, dass Justin nach Mannheim geht, war ich begeistert.
Hatte Lukas Kälble Einfluss auf deinen Wechsel nach Mannheim?
Absolut. Er hat gesagt, Mannheim sei der beste Ort in Deutschland zum Spielen – wegen der Fans, der Stadt und der Menschen. Er meinte auch, wenn ich hart arbeite, werde ich Respekt und Unterstützung bekommen. Lukas hat eine wichtige Rolle bei unserem Titelgewinn gespielt, weswegen ich ihm sehr dankbar bin. Er meinte daraufhin nur zu mir: „Eines Tages hilfst du mir, in meiner Heimat eine Meisterschaft zu holen.“ Jetzt, vier Jahre später, spielen wir wieder zusammen – das ist schon eine besondere Geschichte.
Was bedeutet dir denn der Titel mit den Everblades?
Sehr viel. Rund 40 Freunde und Familienmitglieder waren bei unserem Sieg dabei. Ich war acht Jahre weg von zu Hause – mit 15 zog ich fürs Eishockey nach St. Louis. Als ich wieder in meiner Heimat spielen konnte, wollte ich für alle gewinnen, die mich über die Jahre unterstützt hatten. Es war ein unvergesslicher Moment.
Was hat dich in den Gesprächen mit Dallas Eakins am meisten von einem Wechsel nach Mannheim überzeugt?
Vor allem seine Begeisterung, mit mir zu arbeiten, und sein Glaube daran, dass mein Spiel perfekt ins Team passt. Seine Energie und Leidenschaft für den Erfolg teile ich – das wird eine starke Kombination. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.
Was erhoffst du dir von diesem Wechsel für dich persönlich?
Ich erwarte, jeden Tag mein Bestes zu geben und am Ende der Saison unser letztes Spiel mit einem Sieg abzuschließen. Ich weiß, dass ich durch die Arbeit mit Dallas und all den großartigen Spielern im Team besser werde, mein Spiel weiterentwickeln und sowohl ein besserer Skater, als auch ein noch spielintelligenterer Stürmer werden kann. Letztlich möchte ich dem Team zum Sieg verhelfen, wo ich nur kann.
Im Profisport ist man ständig mit Drucksituationen konfrontiert. Wie gehst du mit Niederlagen, Rückschlägen oder Verletzungen um?
Ich greife auf mein Sommertraining zurück, erinnere mich daran, wieviel Arbeit ich investiert habe. Ich denke, wenn ich im Fitnessstudio mein Level finde und mich mental und körperlich anstrenge, kann ich in den entscheidenden Momenten, in den Druckmomenten, darauf zurückgreifen und aufblühen. Es gibt für mich nie eine Frage, es geht immer um Überzeugung.
Wie würdest du deinen Spielstil auf dem Eis beschreiben?
Ich bin ein sehr energiegeladener Spieler und scheue es nicht, körperlich zu spielen, den Gegner etwas zu provozieren oder dort hinzugehen, wo es wehtut. Ich versuche aber auch, Spielzüge zu kreieren, den Puck zu kontrollieren und Tore zu schießen.
Gibt es besondere Rituale, die du vor jedem Spiel oder auch Training machst?
Eigentlich nichts Bestimmtes, aber wenn vor dem Spiel etwas Seltsames passiert und wir dann gewinnen, denke ich mir: „Okay, lass es uns vor dem nächsten Spiel einfach nochmal machen.“ Ansonsten bleibe ich einfach bei meinen Routinen.
Du wirst bei den Adlern mit der Rückennummer 73 auflaufen. Gibt es dazu eine besondere Geschichte?
Als ich in Nashville war, bekam ich bei einem Vorbereitungsspiel gegen die Florida Panthers die Nummer 73 zugewiesen. Dies war meine einzige NHL-Erfahrung, und seither habe ich diese Nummer auch nicht mehr getragen. Erst als ich nach Toronto gekommen bin und sie mich gebeten haben, drei Nummernvorschläge zu machen, diese jedoch alle nicht verfügbar waren, habe ich mir alte Trikotbilder von mir angeschaut. So bin ich auf die Nummer 73 aus Nashville-Zeiten gestoßen.
Welche Werte sind dir besonders wichtig, und wie lebst du diese auf und neben dem Eis?
Ich würde sagen, Arbeitsmoral steht an erster Stelle. Nach Arbeitsmoral kommt Charakter. Eishockey ist ein hartes Spiel, bei dem man jeden Tag alles geben muss, egal was passiert, selbst wenn man sich nicht gut fühlt. Auf der anderen Seite bedarf es einer gewissen Lockerheit, um eine gute Stimmung in der Kabine zu erzeugen.
Wie würdest du dich abseits des Eises beschreiben?
Ich bin ein absoluter Familienmensch, habe zwei wunderschöne Töchter und eine tolle Frau, die mit nach Mannheim kommen werden und mit denen ich viel Zeit verbringe. Ansonsten gehe ich gerne golfen oder Fußball. Generell führe ich ein sehr aktives Leben.
Welche Dinge unternimmst du noch in deiner Freizeit?
Ich moderiere zusammen mit einem meiner besten Freunde einen Podcast, in dem wir aktuelle Spieler interviewen und über ihre Karrieren sprechen.
Quelle: www.adler-mannheim.de